Geisterhaus

seltsame, kleine Dinge...

Tag: Irrlicht

Der Sumpf 3/3

Seit der Regen im Herbst trommelte denke ich ans Tanzen. Der Sommer kommt, es wird so heiß und die Luft steht auf dem Wasser. Ich dachte, es würde wie der Winter sein, wir würden uns tief verkriechen und warten. Aber im Gegenteil es treibt selbst ihn hinaus aus seinem Wasser. Er zieht sich klamm die Bäume empor und bald schwebt sein Geist über dem Wasser, wie auch darin.
In der Nacht traue auch ich mich heraus.
Meine Gestalt scheint zu glühen. Zu schwach, die Welt zu erhellen, aber wozu sollte ich auch? Der Schein bringt Unruhe. Unruhe, wie sie nur die stillsten Seelen empfinden können. Auch er spürt es, ich weiß es. Dann beginnt leichter Regen zu fallen. Ich bin unschlüssig, aber dann lasse ich mich vom Regen in den Tanz ziehen und plötzlich war da die Erinnerung, an etwas von früher… An Wein und Fieber. Der Wind sang. Ein Sturm war auf dem Weg. Der Regen verbrannte sich seine Finger, wenn er mir zu nahe kam, aber er konnte es nicht lassen, so wie ich nicht das tanzen ließ. So trommelte er zum Gesang des Windes und dem Rauschen der Bäume und ich sprang über das Wasser in meinem glühenden, grünen Kleid. Reckte mich dem Himmel entgegen, der angetan war mit dem Wasser des Sumpfes, wie meine Ruhestätte tief unter mir. Und wie ich sprang und immer heller leuchtete, da wusste ich, dass der gleiche Junge, den ich geküsst hatte (oder auch nicht) unsere Feier beobachtete, irgendwo dort jenseits des Ufers und es nicht wagte, näher heran zu kommen, obwohl es ihn hierher zog.
Und ich wusste, was er wusste, was auch der Sumpf wusste. Dies war mein letzter Tanz. Der letzte Schritt des Weges, den ich begonnen hatte, als ich zu ihm ins Wasser trat. Von der Welt in die Heimat und schließlich zurück in die Welt. Mein kurzes, zweites Leben an der Oberfläche.
Und ich erkenne, dass ich mein Spiegelbild nicht verloren habe. Da ist es, direkt unter mir. Mein wahres Abbild.
Nein, der Sumpf spiegelt nicht die Metropolen wieder. Er ist kein Freund der Städte, der Menschenmassen. Aber wen er zu sich vordringen lässt, wer es schafft, die Schönheit in der Dunkelheit zu finden, der kann sich in ihm spiegeln, dessen Schein gibt er wieder und all die dunklen Seiten deiner selbst, die verschweigt er in Ewigkeit.
Wie es ein wahrer Freund tun sollte.

seltsame, kleine Dinge

Dies soll ein literarischer Blog sein, für all die seltsamen, kleinen Dinge, die mir durch den Kopf spuken. Sie bleiben stumm für Jahre und dann flammen sie kurz auf und tanzen über das stille Wasser, wie Irrlichter.
Sie brennen und verschwinden wieder.
Das hier ist ihr Geisterhaus. Es wirkt etwas melancholisch vom Ufer aus betrachtet und ich weiß nicht recht, was hinter seinen dunklen Fensterhöhlen haust. Vielleicht brennt es bald ab, aber vielleicht ist es auch eines jener Spukhäuser, die sich beständig weiter bauen. Sicher kann man nur sagen, dass es an Halloween gebaut wurde.
Vielleicht auf einem ehemaligen Friedhof.

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