Das Wasser des Mains fließt so gemächlich, dass es fast zu stehen scheint. Es gleitet vorbei ohne großen Sinn für seine hektische Umgebung. Es hat etwas Hypnotisches in seinem zähen Lauf und als ich zum ersten Mal von der Brüstung aus auf es hinunter starrte, schien es mir, als würde es meinen Blick erwidern. Als rief es nach mir.

Die Stadt an seinem Ufer ist anders. Sie hat nie etwas von mir erwartet. Sie ist auch nie ruhig und still, aber es gibt da diese bestimmten, seltenen Momente, wenn mit der Dämmerung der Nebel aus dem Wasser kriecht und seine Wanderung über das Ufer beginnt. Es ist, als würde der Rest der Welt kurz stillstehen und der Nebel zieht wie durch ein Bild.

Es treibt mich mit auf diesen Spaziergang, ich kann gar nicht anders. Die Luft ist kalt und klamm, es ist fast, wie noch im Wasser zu sein, nur das die Welt hier steht und nicht zerfließt wie dort.

Ich sehe die Nilenten neben einer Baustelle schlafen. Ein einzelner Schwan unter ihnen. Im Hintergrund eine verwunschene Insel. Sie ragt kaum aus dem Nebel hervor. Meine Füße stoßen gegen ein umgekipptes Baustellenschild. Es liegt verkehrt herum und hat eine silberne Rückseite. Den Blick nicht von der Szenerie wendend gehe ich in die Hocke. Ich habe Angst, dass die Enten, der Schwan und die Insel einfach verschwinden könnten, wenn ich den Blick abwende. Aber ich muss, sonst kann ich es nicht tun! Ich muss kurz auf das Schild sehen, sonst wird es nicht gut…

Ich habe früher nicht gemalt. Ich weiß nicht warum, es ist mir einfach nie in den Sinn gekommen. Das mache ich erst, seit alles so ist, wie es jetzt ist und ich nichts berühren kann, ohne es unter meinen Fingern zu verändern. Zuerst habe ich es für einen Fluch gehalten, ein Mahl der Vergänglichkeit, das ich überall hinterlasse, als Strafe für das, was ich mir angetan habe. Ich würde nicht sagen, dass ich heute einen Sinn darin gefunden habe, aber ich mache damit etwas. Etwas… Schönes…

Meine klammen Finger hinterlassen kleine Rostblumen auf der silbernen Oberfläche. Ich habe nicht viel Zeit über das Motiv nachzudenken, jeder Zug muss sitzen. Ich skizziere das Ufer, die Vögel, die Äste, die gespenstisch aus dem Grau des Nebels ragen, wie jetzt der Rost aus dem Grau des Schildes.

Der Nebel zieht enger, die Szenerie verschwindet und er treibt mich weiter, aber ich sehe noch einmal herunter auf mein Bild aus Rost und es ist gut, ich hab einfangen können, was ich sehen durfte. Es verschwindet im Grau. Wenn ich nicht weiter gehe, dann endet mein Spaziergang hier. Man muss mit dem Nebel Schritt halten.