Nocthene ist eine studentisch organisierte Schreibwerkstatt an meiner Uni, die jedes Semester zu regelmäßigen Treffen und gemeinsames Schreiben und Diskutieren über das Geschriebene einlädt. Die Hierarchien sind dabei sehr flach, es gibt Moderatoren, die letztendlich auch nur Studenten sind und wenig in die Diskussion eingreifen.
Für jede Sitzung gibt es einen Schreibauftrag, in kleiner Runde, begleitet von einem Moderator, wird der Text vorgelesen und dann besprochen. Ich denke, der Clou an der Veranstaltung ist weniger „endlich mal wieder zum Schreiben zu kommen“, sondern mehr, das Feedback, das man bekommt. Denn das ist das eigentlich rare beim Schreiben. Hier kann man also einen – auch etwas längeren Text – vorlesen und sehen, wie er auf die Hörer wirkt. Alle waren wahnsinnig motiviert, was die Diskussionen rege machte 🙂
Ich spreche jetzt gar nicht so positiv darüber, weil mein Text gelobt wurde. Ich habe mein Irrlicht samt ihrem Sumpf dabei und die Reaktionen der Moderatoren waren sehr verhalten. Ich habe auch nicht mit Jubelstürmen gerechnet, der Text ist speziell und mit Sicherheit kann man ihn auch an ein paar Stellen noch verbessern. Einige Kritikpunkte konnte ich auch voll und ganz nachvollziehen, auch wenn ich dennoch nicht die Notwendigkeit sehe, den Rotstift zu schnappen und den Text erneut abzuändern 😉 Ich denke aber auch, dass die meisten Texte nicht für jeden Leser gleich gut funktionieren und wenn der Sumpf für zwei unverständlich bleibt, sich für drei andere jedoch erschließt, dann ist die Quote doch ganz in Ordnung gewesen!
Eine Hörerin hat sich gefragt, warum sich die Ich-Erzählerin umbringt (nein – umbringen will, für sie war das Mädchen noch nicht tot) und obwohl ich finde, dass sich die Frage „Wie konnte sie nur so weit gehen?“ gar nicht stellt, fand ich es irgendwie sehr schön, dass ihr jemand fassungslos hinterher sah und die Fragen stellte, die nicht vorgesehen waren. Ich hab mich sehr darüber gefreut, dass eine sich an Novalis erinnert fühlte, denn ohne Novalis ist der Text für mich schwer vorstellbar. Und eine der schönsten Reaktionen ist wohl das Einfache „sowas könnte ich niemals schreiben“, das einfach zeigt, dass irgendwas auf alle Fälle angekommen sein muss und mein Text nicht als banal empfunden wurde.
An sich finde ich es schwierig, mit anderen über das Schreiben ins Gespräch zu kommen, es ist im Kern ein einsames Hobby und ein Autor ist ja nicht unbedingt ein guter Leser: Feedback geben ist eine Kunst für sich. Auch sind regelmäßige Treffen zwar eine schöne, strukturierte Sache, aber meine Kreativität hat dann doch ihren eigenen Terminplan und der kennt keine Regelmäßigkeiten. Dennoch lohnt es sich den Kontakt zu suchen und ist er erstmal da, kann er wahnsinnig produktiv sein. Dementsprechend bemühe ich mich schon, für das nächste Mal etwas zu Stande zu bringen.